Moldawiens Verhältnis zu Rumänien

Die Republik Moldau ist aus der Erbmasse der ehemaligen Sowjetunion entstanden. Das kleine Land grenzt in drei Himmelsrichtungen an die Ukraine, doch im Westen grenzt es an Rumänien, mit dem Moldawien seit langem historisch eng verbunden ist. Dennoch ist Moldawiens Verhältnis zu Rumänien problematisch. Das ärmste Land Europas hat wirtschaftliche Probleme und so wurde von der Politik zu Beginn der 1990er Jahre, im Zuge der Unabhängigkeit sogar eine Vereinigung mit Rumänien in Betracht gezogen.

Großer Bruder Russland

Dabei ist Russland für Moldawien einer der wichtigsten Handelspartner und komplett von den russischen Erdgaslieferungen abhängig. Aus diesem Grunde wurden Überlegungen, zur Russisch-Weißrussischen Union beizutreten, wieder verworfen. Eine Orientierung Richtung Westen und ein EU-Beitritt wird langfristig angestrebt. Doch gibt es Probleme mit der abtrünnigen Provinz Transnistrien, denn im Gegensatz zum übrigen Teil des Landes, wo ein Hauptteil der Bevölkerung rumänisch ist, leben hier in erster Linie Russen und Ukrainer.
Moldawiens Verhältnis zu Rumänien ist zwiespältig. So gab es in der Vergangenheit häufiger Probleme, da die moldauische Regierung Schulden bei den rumänischen Elektrizitätswerken nicht begleichen konnte. Auch die kulturellen Spannungen der mehrheitlich rumänisch-geprägten Einwohner Moldawiens traten hervor.

Mehr als nur Nachbarschaft mit Rumänien

Dabei verbindet die beiden Länder eine bewegte Geschichte. Teile Rumäniens und Moldawiens waren in Zuge territorialer Reibereien wieder getrennt, 1862 wurden sie dann erstmals zu einem Land mit dem Namen Rumänien vereinigt. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Region Bessarabien der Sowjetunion zugeschlagen und 1940 zwang die UdSSR Rumänien, ihnen das Gebiet zu überlassen, bevor es im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wieder unter rumänische Herrschaft kam. Im Friedensvertrag von Paris erkannte Rumänien die Annexion der Sowjetunion schließlich an und so kam es in Moldawien zu einer massiven Russifizierung.
Obwohl viele Moldawier rumänisch-stämmig waren, wurden sie zwangsweise zu Hunderttausenden ins Innere der UdSSR umgesiedelt. Im Gegenzug wurden in Moldawien Russen und Ukrainer angesiedelt, sowie alle wichtigen Posten in Staat und Wirtschaft mit diesen besetzt. Trotz der engen kulturellen Verbindung zu Rumänien, allem voran die Sprache, wurden diese von offizieller Seite geleugnet. Und das Rumänische, das eigentlich eine romanische Sprache ist, musste fortan mit kyrillischen Buchstaben geschrieben werden.

Problematischer Nachbarschaftsstreit

Moldawiens Verhältnis zu Rumänien war nicht nur auf politischer Ebene problematisch, denn durch diese Maßnahmen wurden auch die privaten Beziehungen zwischen Moldauern und Rumänen nahezu unmöglich. Kein Wunder also, dass im Zuge der Gorbatschowschen Reformpolitik nationale Bestrebungen und eine Abkehr von Russland an Bedeutung gewannen. So wurde 1989 wieder das lateinische Alphabet für die rumänische Sprache eingeführt und nach der Unabhängigkeit wurde Moldauisch offizielle Landessprache.
Noch immer ist Moldawiens Verhältnis zu Rumänien nicht spannungsfrei. Denn tatsächlich ist Moldawien das einzige Nachbarland, mit dem Rumänien nicht bereit ist, einen Grenzvertrag zu unterzeichnen. Nach den Unruhen im Jahre 2009 haben sich die Beziehungen nämlich wieder zugespitzt. Damals hatte die moldawische Opposition den Sieg der Kommunisten bei den Parlamentswahlen in Frage gestellt und maßgeblich zu den Protesten beigetragen. Diese waren in schwere Krawalle in der Hauptstadt ausgeartet, wobei viele der Randalierer rumänische Staatsflaggen trugen und zudem den Anschluss Moldawiens an Rumänien forderten.

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